Über das verschwinden des unverwechselbaren…

Es hat bereits während meiner Ausbildung zum Techniker angefangen. Plötzlich war mein Tante Emma Laden weg. Jener doch unverwechselbare Laden, welcher durch seinen vorlauten Besitzer nur so strotzte. Es roch ein wenig nach allem. Kein Wunder denn zwischen Omo und Gurken aus dem Fass war viel Spielraum.

Der Einkauf dauerte immer ungefähr zehn Minuten bis ich meinen Zettel von den Kollegen abgearbeitet hatte. Jede Menge für hungrige Mäuler. Vom Brötchen bis zum Aufschnitt über die Butter zu den Zigaretten, nur nichts vergessen bitte. Ein Jahr hatte ich das an der Backe und dann gab es einen Nachfolger der sogenannte neue Auszubildende.

Und blickt man heute zurück, mein Gott, all die Läden in denen ich ganze Gehälter versenkt habe, alle weg. Aus der Traum für die Einkaufsstraßen – nichts mehr von da. Diverse HiFi Studios, oder Juweliere, Elektronik Läden, alle weg.

Als Kind habe ich die kleinen Spielzeugläden immer geliebt. Dort wurde man nicht erschlagen wie heute bei Toys r us. Nein irgendwo im Regal fand man das Stück seiner Begierde und mit ein wenig Glück hatte Mutter noch etwas Geld am Monatsende übrig und man wurde dessen glücklicher Besitzer.

Wenn ich das meinem Enkel erzähle, dann rollt der nur mit den Augen. Grade erst Geburtstag gehabt erzählte er mir mehrere Minuten was ihn da alles erreichte. Ich habe mich bereits nach zehn Sekunden aus dem Zuhören verabschiedet, da ich es nicht nur falsch finde sondern auch als psychologischen Supergau betrachte. Das kann kein Kind auf Dauer verkraften. Es schwebt von Fülle zu Fülle, direkt in die ihm damit anerzogene Gleichgültigkeit. Menschen die in solchem Überfluss aufwachsen sind für das spätere Leben gezeichnet. Sie enden nicht selten als empathielose Aliens einer verständnislosen Welt, deren Ablehnung sich gegen alles, ja sogar sich selbst auszeichnet…


Foto/Text JK ©20/02/2022

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