Berlin, du Sehnsuchtsphasenstadt…

Neulich, ich war grade in einer dieser langanhaltenden Sehnsuchtsphasen, da blätterte ich mal wieder in meinem Berlin Fundus. Tausende Fotos und all die Geschichten von den großen und den kleinen Berliner Sternchen. Plötzlich war diese scheiss Sehnsucht wieder da und mein altes Berliner Herz wurde wieder ganz weich.
Obwohl der Berliner an sich ja eher ein schlagbereites Unikum ist. Grade erinnere ich mich an ein Bild, ich saß im Bus Richtung Zentrum West, als eine Oma über die Straße rannte um den Bus noch zu erreichen. Was den Fahrer nicht davon abhielt die Türen zu schließen und langsam loszufahren. Wie von der Tarantel gestochen, hob Oma ihr Bein und trat mit aller Kraft gegen die Eingangstür, natürlich lautstark schimpfend.
…oder aber jene Oma, die in den Blumenladen kam um der Freundin zum Geburtstag eine Primel zu kaufen und mit den Worten, „na so jute Freundin isse ja nich“ auf die 90 Cent teure Schmuck Krempe für den Topf verzichtete.
Um Europa zu verstehen, muss man wohl ein Berliner sein, denn Europa ist wie Berlin. 
Ein Terrain, in dem es immer noch besser ist, Nomade zu sein, als Tupper-Partys zu besuchen. Europa ist nicht nur praktisch, pragmatisch, sondern eher ein Bewegungskonzept, in dem man eben „oft“ auf sich selbst gestellt ist. 
Man weiß nie, ob der Taxifahrer einen hinauswirft, voll labert, eine Versicherung an den Mann bringen will oder gar wie der Zielbahnhof am Ende wirklich aussieht. 
Man mutiert, und das freiwillig, zum Herrn einer Odyssee, in der es um die Mobilität und das Votum gegen jede Idylle geht und fühlt sich dabei weltmännisch und stark. Mittlerweile suchen sich die echten, also ursprünglichen Berliner schon im Speckgürtel ihr Domizil. So bleibt Berlin nahe genug für Sehnsuchtsausbrüche und weit genug weg für den Nervenzusammenbruch. 
In Berlin gibt es wie auch anderswo Türen, vor denen man abdrehen kann, oder besser nie ankommt, aber nirgendwo sonst gibt es Bäckersfrauen, die dich morgens schon zusammenscheißen, weil du nicht schnell genug damit herausrückst, was du eigentlich willst. Nirgendwo anders gibt es Servicekräfte, die dir zähneknirschend freundlich aus der Jacke helfen, während sie leise und doch hörbar beten, dass du um Himmels Willen kein Franzose sein sollst. 
Berlin ist eben eine einzigartige, eine wunderbare, eine göttliche und letztlich auch eine europäische Diva unter den Weltmetropolen und wenn mich wer fragt:
Die einzige neben New York…

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Foto/Text JK 06/07/2016

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