Und plötzlich wieder da…
Es hat sich mittlerweile schon fast zu einer ständigen Einrichtung entwickelt, das Tatort oder Polizeiruf schauen am Sonntag Abend. Ich denke es hat zwei Gründe:
Der eine ist sicherlich dass einem das TV-Programm der Woche oft nur groben Unfug anspült. So zum Beispiel das Analreste Fressen von exotischen Tieren die sonst allein schon durch ihren grausigen Namen Furore machen. Ja und zweitens, dass zumindest die älteren unter uns eine gewisse Nostalgie daran erinnert, wie wir früher, damals noch in schwarz/weiß den Kommissar sagen haben hören: „Harry hol schon mal den Wagen“.
Frisch gewaschen, Bettfertig saß man gekämmt auf dem Sofa und dürfte noch ein wenig Abendprogramm schauen, bevor es dann ins Bett ging.
In jedem Polizeiruf gibt es eine Geschichte hinter der Geschichte. Sie wird erzählt von den Einzelheiten, die man meist übersieht: von Einrichtungsgegenständen, Kleidungsstücken, Kunstwerken an der Wand. Selbst wenn das Publikum sich später kaum an sie erinnern kann, sind es diese Details, die dem jeweiligen Film seinen Charakter und seine Farbe verleihen. Diese Geschichten waren es auch die mich plötzlich mit Bildern, Musik und einem Gefühl von früher packten. Die eigentliche Geschichte des Krimis ging plötzlich an mir vorbei.
Ich musste an meine Grundschulzeit denken und an meine Eltern, die ich durch den vor kurzem ja statt gefundenen Weggang meines Vaters nun beide nur noch in der Erinnerung haben kann. Damals gab es einen Chor in meiner Grundschule und ich sang dort für mein Leben gerne.
Die Musiklehrer erkannten schnell die damals sehr helle und glasklare Stimme und drängten meine Eltern dazu mich bei den Schöneberger Sängerknaben unterzubringen.
Das war natürlich reizvoll, aber ich hatte mich gesanglich auch schon weit nach England entwickelt und war nicht unbedingt gewillt, Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt, sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld, zu singen.
Nein meine Tendenz ging da schon eher zu Eleanor Rigby, von der McCartney selbst lange nicht wusste wo sie her kommt oder noch hingeht, bis er die Zeile “Picks up the rice in a church where a wedding has been” dichtete. Man sagt er stellte sich plötzlich die Frage, weshalb jemand Reis in einer Kirche aufsammeln sollte. Seine Gedankengänge führten dann eben letztlich zu dem Entschluss, ein Lied über einsame Menschen zu schreiben.
Was ihm wie wir heute wissen sehr gut gelang.
Zurück zu mir, all das war urplötzlich wieder da, ganz nah und ich erinnere mich noch genau an diese erste wichtige Entscheidung, welche mir den Chor ersparte um mich wenig später zur klassischen Gitarre zu bringen. Wenn schon nicht klassisches Singen, so sollte es klassische Gitarre sein, meinten meine Eltern. Jedoch war mein damaliger Lehrer ein so aufsässiger Typ, der sich nicht von mir auf den Pfad der Beatles umleiten ließ.
Immer wieder stellte er räuspernd fest, das wäre alles nur Krach und baute sich dann meine Finger verbiegend vor mir auf wenn mal wieder eine Seite der Gitarre beim Nachspielen leise knarzte…
Irgendwann beendete ich dann diesen Wahn selbst und weigerte mich sehr lange auch nur noch an Notenpapieren vorbei zu gehen.
Heute denke ich oft, hätte man mal…
Aber heute weiß ich auch, dass es gut war seinem Herzen zu folgen um ein Mikrophon zu kaufen!
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Foto/Text JK 18/01/2016
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