Ich hatte die Schnauze voll vom Musik machen. Die EMI hielt uns hin und ein Plattenvertrag rückte immer mehr in die Ferne! Anfang der 90er war eben der Hardrock auf dem absteigenden Ast. Aber auch sonst war man in Berlin am staunen. Selbst Bands die bereits Erfolge nachweisen konnten hatten plötzlich zu kämpfen.
Immer öfter genoß ich fortan mein Leben. Wechselte die Städte, die Location und auch schon mal das Land. Niemand hatte mich je zur Musik gezwungen und so sagte ich ihr, wenn auch schweren Herzens, adieu.
An Langeweile hatte ich eh nicht zu denken, denn da war noch mein Job, die Firma, die Freunde. Um es vorweg zu nehmen: die Menschen die nun mehr Zeit für sich erwarteten wurden bitter enttäuscht. Ich war eher der stabilen Meinung dass ich nun mal dran wäre zu Tun, was ich einfach nur so wollte.
Was für ein Schwachsinn diese Einschätzung mit sich brachte wurde mir erst viel später klar.
Ich genoss es jedoch auf jeder Party, auf jeder noch so intimen Veranstaltung im Mittelpunkt zu stehen. Ja, ich wühlte mich nahezu in der mir angetanen Zuneigung. Es war manchmal schon unerklärlich was da abging. Du kamst als Fremder und warst plötzlich Freund. Einfach nur durch das durchschreiten einer simplen Türschwelle.
Dass das der Anfang zur nächsten Überforderung war merkte ich noch nicht. Man riss sich um meine Gunst und ich fand das alles sehr angemessen. So machte ich mich selbst zur Marionette und sprang eine Zeit von Event zu Event.
Das Gute an der Zeit war, ich lernte immer mehr einflussreiche Menschen kennen und lernte schnell wie die ticken.
Aber es hatte auch etwas Gutes mit der Musik zu brechen:
Ich konnte endlich wieder Ich sein und mit wem ich wollte diese Welt ein Stück weit verlassen…
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Foto/Text JK ©31/01/2020
