Wo lernen wir leben
und wo lernen wir lernen
und wo vergessen
um nicht nur Erlerntes zu leben?
Wo lernen wir klug genug sein
die Fragen zu meiden
die unsere Liebe nicht einträchtig machen
und wo
lernen wir ehrlich genug zu sein
und unserer Liebe zuliebe
die Fragen nicht zu meiden?
Wo lernen wir
uns gegen die Wirklichkeit wehren
die uns um unsere Freiheit
betrügen will
und wo lernen wir träumen
und wach sein für unsere Träume
damit etwas von ihnen
unsere Wirklichkeit wird?
@Erich Fried
Es sind die Fragen des Lebens die uns Erich Fried in seinem Gedicht stellt. Wir lernen, das auch ohne dass er uns eine eigene Antwort gibt, – in einer intakten Familie.
Meine Mutter gab mir in Sachen Leben einiges mit. Sie lebte es vor und nahm dann später ihre Schwiegertochter an, um sie neben ihren Sohn an gleiche Stelle zu setzen.
Was aus dieser Liebe wuchs war ihr Enkel den sie über alles liebte. Wir haben sie gelassen. Einfach so. Ohne Missgunst und Neid. Ohne Qualen und Hass. Dafür mit dem Ur-Instinkt von Eltern, die Liebe und Zuneigung eben spüren.
Der Profiteur waren wir alle.
Zu meiner Frau war man vor genau 4 Jahren sehr ungerecht, da man sie als draufsitzend und Regulatorin bezeichnete. Du hältst jetzt mal deinen Mund hieß es harsch…
Heute exakt 4 Jahre später, ist es wieder die selbe Stimme die zu meiner Frau meint, sie wäre sowieso von ihrem Mann und seinen Eltern fremdgesteuert gewesen und hätte keine eigene Meinung haben dürfen.
Wenn es nicht so ernst wäre, man könnte bei einem guten Kaffee darüber schmunzeln. Aber es wiegt eben schwerer…
Die Frau die also innerhalb von 4 Jahren mutiert sein soll und die sich seit 41 Jahren Ehe die Meine schimpft, hatte also sämtliche Rechte abgetreten. So die neueste Fassung.
Als mein Sohn zur Welt kam war es Anfang der 80er Jahre. Ich ahnte noch nichts vom auf der Bühne stehen und all den damit verbundenen Verzichten. Im doppelten Sinne holte mich die Bühne ein, erst als Musiker, Frontmann einer Rock-Band und parallel als GBR Vorsitzender in einem multinational agierenden Konzern, zuständig für tausend Mitarbeiter*innen.
Von 84 bis 94 habe ich fast ausschließlich aus dem Koffer gelebt und das hat mir meine faszinierend tolle Frau überhaupt erst ermöglicht. Und genau der soll nun die Verantwortung abgesprochen werden. Allein daran erkennt man bereits die Durchsichtigkeit des arglistig teuflischen Plans. Da kann jemand nicht damit leben wenn Familie funktioniert und wäre selbst wohl auch erstickt in einer Zeit des Alleinseins mit all den Pflichten im Job und privat und zusätzlichen Aufgaben einer Mutter.
Es war nur zu gut, dass die heile Welt bei uns tatsächlich heil war und nicht nach dem Bild einer notorischen Anti-Familien-Ego-Shooterin der Jetztzeit funktionierte. Unser Rezept war einfach: gegenseitiges Vertrauen. Ja gegenseitig, – meine Frau war übrigens optisch & geistig ein sehr umschwärmter Straßenfeger…
Nein, – wer meiner Frau ans Bein pissen will, muss früher aufstehen und sich nicht hinter einer Galerie der Lügen, Heucheleien und vor allem der Märchen verstecken.
Als friedliebender Mensch fühle ich mich manchmal entmachtet. Warum, – weil es mir schwer fällt wenn Menschen die ich abgöttisch liebe diskreditiert werden.
Yoko Ono hat einmal gesagt, man soll einmal versuchsweise fünf Minuten lang nicht schlecht über andere reden, dann mal einen Tag und dann mal eine Woche.
Meine Frau und ich haben das probiert – und es wohl im Gegensatz zu mach anderem lange geschafft. Aber wenn dann wer kommt und man mitanhören muss wie eine sich aufwertet, indem sie andere ständig abwertet, ist Schweigen zumindest bei mir keine Lösung mehr.
Als Techniker würde ich sagen, es ist wie Kriechstrom der sich durch eine Leitung frisst, doch dann muss der Sinn, der Gerechten, auch wieder frei abfließen dürfen.
…und sorry Yoko, aber irgendwann erscheint dann auch bei mir der erhobene Mittelfinger in Form eines Wortschwalls, den zu vermeiden ich einfach zu schwach war…
Foto/Text JK ©24/06/2021
