Es muss so Anfang der 60er Jahre gewesen sein, die Mauer stand gegebenenfalls bereits und ich tippe mal auf einen Freitag. Oma riss alle Türen und Schränke in der kleinen Küche der Johanniterstraße auf und schwups standen die Zutaten auf dem Tisch. Dann zauberte sie das zuvor gekaufte Hackfleisch, welches wir grade aus der Marheineke Markthalle geholt hatten, aus der Einkaufstasche und schon zwirnte sie einen Faden ein und goß die gekauften Kapern auf ein gewaschenes Taschentuch um sie darin einzunähen.
Vater hasste Kapern, – ich weiß nicht ob es der Geschmack, oder das Aussehen war was ihn schreckte. Einmal bekam ich mit wie Oma ihn hänselte: „die Hasenkekel sind im Sack, also keine Panik.“
Ich schaute Oma zu und ab und an auch dem Treiben auf der Straße vor dem Spielplatz. Die Küchenschränke werde ich wohl nie vergessen. Hellblau und Rosa kamen sie daher und alles was Korpus war, natürlich in Weiß. So war das damals. Die Wohnung war grade erst neu gebaut und es fehlte bis auf einem Herd und eben diesen schlicht bunten Küchenschränken an allem was man Heute so in Küchen zu sehen bekommt.
Selbst ein Kühlschrank Fehlanzeige. Dafür hätten wir auch das Hackfleisch selbst durch den Wolf drehen können, der lag griffbereit im Hochschrank und musste nur an meinem Fensterplatz angeschraubt werden. Aber die von der Fleischerei Haase machten das schon.
Dann bekam das Hack seine Aufmerksamkeit und wurde geformt und vorher lecker verfeinert und dann ging es auch bereits an die Mehlschwitze.
Weißwein, Wasser mit Bouillon oder irgendwie zusammengerührt und schon fing es an herrlich zu duften. Mit nassen Händen die Königsberger Klopse geformt und während die es sich in dem Sud gemütlich machten und vor sich hin schwitzten war es auch schon Zeit die bereits geschälten Kartoffeln einzuschalten.
Und während all das geschah, wurde Oma nicht müde ihre Geschichten von Pommern zu erzählen. Oder eines der alten Lieder aus der Heimat anzustimmen und die Waldeslust oder das Heideröschen zum xten Male durch den ach sonst so kargen Raum tönen zu lassen…
Jetzt bin ich im Wandern, bin bald hier, bald dort,
doch aus allen andern treibt’s mich immer fort:
Bis in dir ich wieder finde meine Ruh,
send ich meine Lieder dir, o Heimat, zu!
Foto/Text JK ©16/06/2021
