…NACHTGEDACHT…
Es gibt Momente im Leben, da wagen wir Menschen ganz laute Gedanken.
Meist sind es Übergänge, Zeiten des Umbruchs, Abschiede, die uns fragen lassen:
Wer bin ich eigentlich, wo stehe ich, wo ist mein Platz im großen Ganzen und habe ich alles richtig gemacht.
Nun vielleicht sind es grade unsere „Sechziger“ und vielleicht auch der Effekt, dass unsere Telefonbücher immer mehr zusammengestrichen und somit dünner werden.
Oder aber der vierzehnte Jahrestag von Mutters Tod der mit dem füften des Vaters exakt zusammentrifft. Ich weiß noch wie wir in Mutters letzter Stunde am Bett im Krankenhaus ihr Lied sangen. Leise Töne gemischt mit Tränen und verzerrte Gesichter durchdrangen leise den Raum. Jeder war bedacht sich gefälligst die Trauer, wohl wissend dass der Abschied naht, nicht anmerken zu lassen.
Natürlich ging das in die Hose und natürlich bekam sie das schon nicht mehr wirklich mit. Es war eine eisige Stille nur durchdrungen von einer Melodie, die ihr noch einmal sagen sollte, die Zeit mit dir war schön. Sie war es die dank ihres Sohnes noch eine Tochter dazu bekam. Nicht mehr und nicht weniger und doch war es für sie auch dank ihres Enkels die Erfüllung des Lebens, ihres Lebens.
Auch wenn das vielleicht jetzt nicht das ganze Bild erfasst, nicht zeigt, wohin die eigene Reise einmal geht, stehen bleiben ging nie mit einem wie mir. Da war schon nach kurzer Zeit der Trauer, des tiefen Abtauchen in die Leiden der eigenen Seele dieser Funke, der mich am Leben erhält, der meinen Traum nährt, der dem Glauben an mich selber Stärke gibt.
Heute denke ich, oder sagen wir mal ich bilde mir ein zu wissen, wo das fehlt, dort wo dieser Funke verglüht, da erlischt auch all der Lebenswille.
Und so bin ich wie immer auf dem Weg durch die Ewigkeit:
Meine Ewigkeit, die einzig angetrieben wird von der Liebe zu den Menschen und meinem Willen zu leben.
Das bedeutet nicht, dass ich unsterblich bin. Es klingt vermessen, aber es gibt eben Menschenleben, die verglühen, wie ein Funken im Feuer, und diejenigen, die bleiben weil sie es unendlich wollen. Die meisten meinen, dass sie eine Mission zu erfüllen haben und das macht sie stark und scheinbar springen sie dem Tod von der Schippe.
Die Geschichte scheint meiner Idee nicht immer recht zu geben. Andererseits, es gibt diese Momente auch im Leben der normalen Sterblichen, in denen sie sich nichts mehr wünschen als eben dieses „Nicht-enden-wollen“. Was kann also so falsch daran sein? Die Liebe will Ewigkeit, auch wenn die Erfahrung immer wieder dagegen spricht. Nichts ist berechenbar, vor allem nicht Leben.
Wir wünschen uns Liebe, die nicht endet und Leben, das nicht bedroht ist durch den Tod. Beides gibt es nicht für uns auf dieser Erde. Wenn da nicht die Ewigkeit wäre und der, der die Zeit in Händen hielte, dann bestünde vielleicht doch Hoffnung auf eine Art Unsterblichkeit.
Und wer weiß es wirklich, ob da am Ende vielleicht doch Einer ist, der zu uns sagt:
„Ich bewahre die Erinnerung für Dich eine Weile auf,
geh nur kurz, aber sage nicht auf Wiedersehen,
lass einfach den Abschiedsgruß weg
denn ich weiß wie sehr du mich liebst…“
💕
Foto/Text JK ©21/11/2020
