Es ist bereits dunkel und egal ob Sommer oder Winter neben unserem Auto stehen sich die Nutten die Füße platt. Junkies die sich das Geld für einen Schuss beschaffen um dann wie wir die wenigen Meter zum Eingang des Sound zu laufen. Nun wir das sind meine Band und ich in den 80ern und das Sound titelte damals mit dem Slogan: Europas modernste Diskothek.
An der Genthiner Strasse in Berlin Schöneberg trafen sich die Clubgänger der Generation der 50er / 60er Jahre und ließen es so richtig krachen. Man zündete vorher noch eine Tüte mit einer guten Portion vom schwarzen Afghanen und dann ging das abwärts. Abwärts bedeutete die Stufen in den Club hinunter welcher sich im Kellergeschoss eines Wohnhauses befand.
Kino, Essen, Trinken, Spielen alles war möglich. Drinnen machte sich dezent eine Wolke aus Schweiß, Bier und eben diesem Afghanen breit. Mädels und Jungs mit starrem Blick inklusive. Wir waren als Band gern gesehene Gäste und hatten dazu noch einen gewissen Status. Man spielte unsere Scheiben und es war natürlich sehr speziell die Meute nach unserer Mucke tanzen zu sehen. Da mussten wir schon aufpassen uns nicht zu sehr zu ergötzen. Cool bleiben war damals auch schon In!
Durch das Cover unserer „Scheibe“ welches dann über diverse Monitore rings um die Tanzfläche angezeigt wurde bekamen wir schnelle Aufmerksamkeit. Zumal 5 langhaarige Typen mit Stiefeln, weißen Hemden und langen schwarzen Mänteln natürlich generell ein Eyecatcher waren. Mann/Frau sah uns an, zuckte, grübelte und brauchte einen Moment um den Blick wieder zu stabilisieren. Geile Zeit für uns die wir uns dem Hardrock verschrieben hatten.
Eine äußerst düstere Höhle war das Sound, so wurde in dem Kino gevögelt, gekokst, gefixt und alles gemacht außer Filme ansehen. Auf der großen Tanzfläche gaben einige alles und manch hübsches Mädel auch seine letzte Würde. Regelmäßig kamen die damals noch grünen Bullen um dem Betreiber den Kampf anzusagen. Dann standen schon mal tausende Party People auf der Straße. Auch bei Minusgraden!
Berauscht vom eigenen Tun fuhr man dann etwa ab 6 Uhr morgens Richtung Heimat und versuchte noch eben eine Mütze Schlaf zu erhaschen. Oftmals unmöglich da zu aufgepeitscht. Aber am Ende irgendwie doch glücklich…
Foto/Text JK ©26/01/2020