Berlin was hast du dich verändert! Wo ist denn all deine Leichtigkeit geblieben? Im Arsch würdest du wohl jetzt am liebsten sagen. Aber bleib mal sachlich. Denn ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Mein Berlin ist gegangen und selbst beste Freunde von meiner einer haben es nicht mitbekommen. Wenn mir heute einer sagt: Mensch ihr lebt in einer sensationellen Stadt, – dann zucke ich oft nur noch mit den Schultern und drücke mir ein unehrliches kann schon sein heraus.
Berlin hatte nie so viel Herzschlag wie in den heutigen Tagen. Und doch geiler war das Leben vor all den Wendungen! Ja diese Eine hat viel kaputt gemacht. Könnte Sie die Menschen versöhnen so hat Sie es nie geschafft die Menschen zu einen. Dazu war die Kluft einfach zu groß. Denn schon nach kurzer Erregung über das Erreichte, kam ebenso schnell die Abkühlung unter das Profil von 89. man stellte ernüchternd fest: das passt nicht zusammen.
Waren einige Alte noch die Wogen am glätten, waren es grade wir im mittleren Alter die meinten, das brauchen wir alles nicht und es kostet nur alles Geld. Viel Geld!
Das Spektakel welches dann folgte war der Ausverkauf, aber eben auch oftmals die private Verschuldung der nicht Wissenden. Alles mussten sie haben. Eine Versicherung gegen eine Versicherung und dann natürlich all den Quatsch, den sie nun vor dem West-TV sitzend per Glotze bestellen konnten und von dem wir hier drüben uns höchstens erheitern ließen.
Man kann locker behaupten dass wir den Osten überrumpelt haben und das gleich zweimal.
Ach ja und nun sitze ich hier und denke drüber nach, was Oma wohl heute sagen würde. War sie doch mit in der ersten Euphorie 1990 gestorben. Aus der Ferne wendet sich zu dir mein Sinn, aus der Ferne sendet trauten Gruß dir hin… Ja so war meine Oma, sie hat auch ihre Welt verloren und vielleicht wollte sie das nicht schon wieder.
Berlin hat seinen Humor verloren. Er ist weg! Er ist in seiner Form nicht mehr da, wie ebensowenig der echte Berliner. Beide fehlen! Heute spricht man in Restaurants englisch. Es gibt Menschen die feiern mich wie eine Heiligkeit, so ich denn grade etwas zu sagen habe. Meine Berliner Schnauze treibt durch die Luft ob Tag ob Nacht. Das ist doch wohl das beste Zeichen wenn ich sage Berlin ist nicht Berlin.
Nun ich möchte mit den Worten von einem der vielen Lieder Omas enden. Vielleicht zeigt es die traurig melancholisch anmutende Stimmung am besten:
Jetzt bin ich im Wandern, bin bald hier, bald dort,
doch aus allen andern treibt’s mich immer fort:
Bis in dir ich wieder finde meine Ruh,
send ich meine Lieder dir, o Heimat, zu!
Foto/Text JK ©23/07/2019