In Kreuzberg brauchte es Härte…

Tatsächlich sah ich grade mehr zufällig den Film von Rosa von Praunheim Härte. HÄRTE ist die wahre Geschichte des Spitzensportlers Andreas Marquardt, der zum brutalen Zuhälter wurde, acht Jahre im Knast verbüßte und durch eine Therapie seinen jahrelangen Missbrauch als Kind durch seine Mutter aufarbeitete und jetzt Charities für missbrauchte Kinder macht. Erzählt wird die Geschichte von ihm und seiner Freundin Marion, die jahrelang als eine von vielen für ihn auf den Strich ging und als einzige bis heute zu ihm hält.

Ich war hin und hergerissen von diesem Film der 2015 herauskam und den ich jetzt erst gesehen habe, weil ich nach Filmen in und um Berlin suchte. Der Film hat mich gepackt und ich will nochmals betonen kein Film für Weicheier. Der Film ist einer der an die Grenzen geht und durch Praunheim und geniale Darsteller wird er nahezu authentisch.

Gut kann ich mich an meine frühe Kindheit erinnern. Eine Kindheit die zum Glück mit Eltern und Anverwandten stattfand, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie mich lieben und mir nie etwas böses wollten. Aber der Wind auf den Straßen Kreuzbergs, der war wahrlich ein anderer.

Ich lernte früh, so etwa mit 10 Jahren meine Gesprächspartner genau ins Korn zu nehmen. In Kreuzberg gab es auch unter uns Jugendlichen schon finstere Gestalten und so bekam ich etwa mit 10 Jahren eins auf die Zwölf. Die Nase schwoll an, aber das Auge blieb verschont und wurde nicht blau. Auch zu späteren Zeitpunkten nie, das lag aber daran, dass ich gelernt hatte, einen kleinen Moment schneller zu sein als mein Gegner.

Als ich noch keine 20 war, kannte ich all die Luden aus dem Stadt-Casino, Donau-Ecke-Weichselstrasse in Neukölln. Wir gingen dort genauso ein und aus und das nie vor 1 Uhr morgens, da der Laden eher eine Wohn-Diskothek war, also sehr überschaubar, hatte man schnell mit dem und jenem Kontakt. Außerdem reparierten wir nach getaner Ausbildung tagsüber dann abends noch die Nobelschlitten der Zuhälter und kamen über unseren Freund und Werkstattbesitzer Bartsch auch mit denen in Kontakt.

Es gab ungeschriebene Gesetze im Umgang mit den Luden und deren Frauen und wer sich daran hielt, der hatte die Berechtigung jene Zeit zu überleben. Was der Lude mit seinen Mädels machte, musste dir zumindest reaktionsmäßig Wurst sein. War da die Neigung zum einmischen, wurde es sehr schnell sehr eng. Genau wie Andi aus dem Film, waren viele von ihnen kleine Kampfmaschinen und selbst sogenannte Schränke vom Bau, ließen da lieber ihre Hände in den Hosentaschen.

Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, wo wir am überlegen waren uns einzumischen und dann kam einer vorbei der uns leicht angetrunken ermahnte vorsichtig zu sein, da die zwei ihre Probleme sonst sehr schnell zu unserem Problem machen würden. Das ist jetzt vielleicht schwer zu verstehen, aber so war es tatsächlich oft in den 70ern. Hatten der Lude und sein Mädchen Probleme, war Schnauze halten einfach die Notwendigkeit, denn sonst hatte man oft nur Sekunden später zwei die auf einen einschlugen und das nicht mit zarter Energie…

Foto/Text JK ©23/01/2018

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