Wenn die Seele nicht mehr nachkommt…

Grade habe ich mich auf Paul Auster eingestellt, da bremst mich noch ein Gedankengang aus, welcher tief in meinem Inneren rumort. Unsere Seele ist der Ort welcher alles was in uns rührt und berührt ab speichert. So ist es nicht ganz unverständlich, dass wir uns in den Strukturen manchmal aufhängen, und verhaken und selbst keinen Ausweg im Sinne von Ausgang aus unserer Lebenssituation erlangen.

Wir dürfen nicht vergessen dass jeder Mensch seine Geschichte hat und das grade diese Geschichten, wie eben in Austers 4 3 2 1, unterschiedliche Interpretationen zulassen.

Etwas was mich immer wieder beschäftigt und vor dem ich ab und zu gegebenenfalls auch einmal Angst habe, ist sich der eigenen Seele zuzuwenden. Denn der Weg zu uns selbst ist eben auch oft ein steiniger. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, ohne die Suche in sich selbst, das finden der eigenen Quintessenz des Dasein und ohne den Versuch sich der eigenen Vita zu stellen, ist Leben nur sehr eingeschränkt oder aber mit nicht zu unterschätzenden Komplikationen möglich.

Wir bekommen ja nicht erst von der Geburt an Impulse, Geschichten, Wahrnehmungen in die Wiege gelegt, nein wir bekommen auch das Erbe unserer Vorfahren mit. Es liegt irgendwo in uns in einem Nebenspeicher und wartet nur darauf durch einen Impuls animiert zu werden um früher oder später unser Seelenleben zu beeinflussen, zu manipulieren und uns im schlimmsten Fall in eine Sinnkrise zu manövrieren.

Wenn ich mich betrachte dann bin ich sehr froh früh gelernt zu haben, mein Leben auch immer mal zu hinterfragen. Meine Vita beginnt mit der Flucht und Vertreibung meiner Großeltern väterlicherseits. Sie geht dann weiter mit der schweren Nachkriegssituation in Berlin. Der Aufbau der Ruinen in denen ich dann später als Kind den Krieg nachgespielt habe und mit den vielen Engpässen, welche die Zeit damals parat hielt. Dann die Kindheit mit Frauenüberschuss, da viele Männer gefallen, gefangen oder vermisst waren.

Der kleine Jürgen, das hieß auch immer aufwachsen in einer heilen Welt mit erhöhtem Frauenanteil und einem Vater, der den seinen bereits mit 10 Jahren an Lungenentzündung verloren hatte.

All das war bezeichnend und all das hat mich und somit mein Leben verändert. Oft habe ich mich gefragt warum ich so bin wie ich bin und oft habe ich mich gefragt ob ich so wie ich bin auch gut bin.

Unser Seelenleben ist für uns unerlässlich und gehört einfach zu dem wichtigsten Impulsgeber den wir als Mensch nutzen können. Es ist ein Geschenk des Lebens und wir sind dazu verpflichtet dieses Geschenk so zu verwalten und zu pflegen, dass es im Laufe unseres Gebrauches keinen Schaden nimmt, nicht vernachlässigt und möglichst nicht krank werden sollte.

Dazu gehört dann eben auch immer wieder Impulse zu setzen und Sinnfragen zuzulassen, auch wenn sie uns vielleicht an eigene Abgründe stellen, Angst machen und wir an eigene Grenzen stoßen…

 

 

Das Ich ist ein Meer, grenzenlos und unermesslich.
Sagt nicht: Ich habe die Wahrheit gefunden,
sondern lieber: Ich habe eine Wahrheit gefunden.
Sagt nicht: Ich habe den Pfad der Seele gefunden.
Sagt lieber: Ich habe die Seele auf meinem Pfad wandelnd getroffen.
Denn die Seele wandelt auf allen Pfaden.
Die Seele wandelt nicht auf einer Linie, noch wächst sie wie ein Schilfrohr.
Die Seele entfaltet sich wie eine Lotosblume mit zahllosen Blättern.
Khalil Gibran

 

Foto/Text JK ©28/10/2017

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