Der Mensch ist ganz schön kaputt und daher ist es auch wenig erstaunlich, dass uns Kulturpessimisten schon länger vor der digitalen Demenz warnen. Dieses Internet ist doch letztlich echt an allem schuld, oder? Nun ich stehe ja auf spontane und kreative Gedankengänge, würde aber doch ein wenig zurückrudern wollen.
Schon mit der Erfindung des Internet ging es mit uns rapide bergab. Das Internet nämlich ist die größte Gefahr für die Menschheit, schlimmer noch als Islamisierung, Klimaerwärmung, Rechtschreibreform und die Portoerhöhung auf 70 Cent zusammen. Es macht uns dick, faul, dumm und gefühllos, zu Untoten, die in Restaurants einander nicht mehr in die Augen schauen, weil sie ständig auf ihre Handys starren, in denen das verdammte Internet drin ist und jegliche Form des einst so schlichten Zusammenseins einfach kaputt macht.
Aber nicht nur das blöde Bild auf das wir ständig schauen um nichts zu verpassen macht uns krank. Nein es ist auch die längst verlorengegangene Empathie welche bereits von uns Besitz ergriffen hat und die uns wie Zombies miteinander verkehren lässt.
Es ist heute schon fast egal, was du und wie du und erst Recht über was du schreibst. Von der Länge mal ganz zu schweigen, erntest du im günstigsten Fall, zwei bis drei Kommentare auf deinen Brainschub. Der Rest hakt ab. Dies bleibt zumindest denen die eh nix zu sagen wissen auch ein gern gesehenes legitimes Instrument ihres unverwechselbaren Ausdrucks. Gefolgt von den Ausdruckslosen hasten dann nur noch ein paar eilig Tu´er vorbei und dann folgt die weitaus größere Leere des größten Grüppchen der Fb Nutzer.
Fehlen tun dann höchstens noch die Aus-Angst-Nichts-Schreiber gefolgt von denen, die egal ob Todesmeldung, Nazistatement, Krankheit, Witz und Lebensweisheit nur eine Antwort kennen, nämlich „Guten Tag Dir“.
Hrrrrg was sind wir heute aber auch wieder kleinlich, wird da wohl jetzt grade beim Lesen der eine oder andere denken.
Ja.
Digitale Demenz ist dafür natürlich eine sehr geräumige Metapher und ich gebe zu, dass das natürlich bei einem Teil der Leser bereits wieder auslösende Faktoren in die rechte Position bringt.
Das Internet lässt uns an vielen Stellen vergessen, wie Menschen wirklich sein könnten. Jene Lebewesen, die sich auch ohne Smartphone in Großstädten zurechtfinden, Gedichte rezitieren können, zu Mitgefühl neigen und sogar fähig sind statt Copy-&-Paste eigenen, ja auch gerne mal Unfug zusammenzuschreiben.
Natürlich immer mit dem recht naheliegenden Einwand, dass wir Menschen auch schon vor der Erfindung des Internets oft grobe, schusselige, empathiearme und vergessliche Dummköpfe gewesen sind.
Nun ich denke manchmal, warten wir eigentlich erst auf den ersten durch ein Smartphone fabrizierten digitalen Burnout mit allem was sonst noch so dazu gehört? Oder aber ergreifen wir den letzten vielleicht noch sichtbaren Datenhalm um uns selbst vor der drohenden digitalen Verrohung zu retten.
Erschwerend ist natürlich anzumerken, man merkt es der Welt nicht sofort an, wie sehr sie aus dem Tritt geraten ist. Es geschieht schleichend, Schritt für Schritt. Sicher ist durch das Internet, das es ja nun auch schon ein paar Jahrzehnte lang gibt nicht, der massenhafter Analphabetismus ausgebrochen und auch die Spielplätze sind längst nicht alle leer. Noch haben wir auch nicht damit aufgehört, uns romantisch ineinander zu verlieben, jedoch spielt selbst bei sachgerechter Nutzung das Internet dabei schon heute eine wesentliche Rolle.
Bevor uns also der eigene Geist zu einem 24/7 Internet überreden will um unseren beziehungsweise auch seinen eigenen Geisteszustand in ein gefährliches Fahrwasser zu schippern, sollten wir uns lieber mal wieder den realen Dingen des Lebens stellen und uns selbst an den Arsch fassen um ihn vor die Türe zu bewegen…
Foto/Text JK ©26/10/2017 (entstanden ©2015)
Ja, ja…Fluch und Segen zugleich. Alles hat zwei Seiten und es kommt wohl immer darauf an, was ‚Mensch‘ daraus macht. Wichtig bei den meisten Dingen ist es auch, das richtige Maß für sich zu finden, zugegeben nicht immer einfach. 😉
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