„Könnte ich mein Leben nochmals leben, dann würde ich das nächste Mal riskieren, mehr Fehler zu machen. Ich würde mich entspannen, lockerer und humorvoller sein als dieses Mal. Ich kenne nur sehr wenige Dinge, die ich ernst nehmen würde.
Ich würde mehr verreisen. Und ein bisschen verrückter sein. Ich würde mehr Berge erklimmen, mehr Flüsse durchschwimmen und mir mehr Sonnenuntergänge anschauen. Ich würde mehr spazieren gehen und mir alles besser anschauen. Ich würde öfter ein Eis essen und weniger Bohnen.
Ich hätte mehr echte Schwierigkeiten als eingebildete. Müsste ich es noch einmal machen, ich würde einfach versuchen, immer nur einen Augenblick nach dem anderen zu leben, anstatt jeden Tag schon viele Jahre im Voraus.
Könnte ich noch einmal von vorne anfangen, würde ich viel herumkommen, viele Dinge tun und mit sehr wenig Gepäck reisen. Könnte ich mein Leben nochmals leben, würde ich im Frühjahr früher und im Herbst länger barfuß gehen. Und ich würde öfter die Schule schwänzen.
Ich würde mir nicht so hohe Stellungen erarbeiten, es sei denn ich käme zufällig daran. Auf dem Rummelplatz würde ich viel mehr Fahrten machen, und ich würde mehr Gänseblümchen pflücken.“
Autorin: Nadine Stair
Wer kennt die Geschichte nicht..?
Sie verfolgt mich schon lange Zeit und taucht leicht abgewandelt immer mal wieder auf. Vielleicht nicht ganz so oft, aber auch schon des öfteren schrieb ich dazu:
Ich würde alles so machen wie ich es gemacht habe. Jedoch kamen im Laufe der Jahre dann doch immer mehr Dinge dazu, die ich dann doch ändern würde. Mein Plan für die heutige Zeit wäre daher:
Ich würde nicht so viel Geld für unnützes ausgeben, würde ein klein wenig mehr sparen. Man kann zwar heute schon froh sein keinerlei Schulden zu haben und ein Konto, welches sich nun schon Jahre lang im Plus bewegt, jedoch gegen Bares kann man wohl generell wenig einwenden.
Sonst bliebe vieles wie es geschehen ist nur den Mund würde ich ab und zu früher öffnen um ungeliebte Freunde, Verwandte und andere Heiducken zurechtzustutzen.
Es ist nunmehr auch bald an der Zeit die Segel neu zu setzen. All die kleinen und großen Ärgernisse über Bord zu werfen und mit ihnen auch jene, mit denen ein Auskommen zu anstrengend oder sogar nicht möglich zu sein scheint.
Es ist an der Zeit einander zu lieben, Zeit miteinander zu haben und alles was wir noch zu sagen haben, liebevoll miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.
Denn wir Menschen haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Außerdem sprechen wir zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft. Wir haben viel Zeit damit zugebracht um zu lernen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber kaum Gedanken daran verschwendet, wie man im Alter einmal leben wird. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kamen bereits im letzten Jahrhundert bis zum Mond, aber bis heute oft nicht mehr an die Tür des eigenen Nachbarn. Denn wir haben zwar den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns selbst. Dafür machen wir heute scheinbar größere Dinge, aber sind das automatisch immer die Besseren? Wir haben die Luft gereinigt, aber unsere Seelen verschmutzt. Wir können schon lange Atome spalten, aber nicht unsere unsäglichen Vorurteile…
Das Paradoxe verleiht dem Leben den Zauber ausdrucksfähiger Absurdität, gibt ihm das zurück, was es ihm von Anfang an beigelegt hat.
Emile Michel Cioran
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Foto/Text JK ©31/01/2017