Weihnachten, der Tag an dem das Kind kam ist fast vorbei. Wir haben unserem Enkel all die Liebe gegeben, die er benötigen wird um einmal ein guter Mensch zu werden. Aufgeregt kam er durch die Türe gerannt und angetrieben von der einzig wichtigen Frage: war der Weihnachtsmann schon da. Enttäuschung machte sich breit. Natürlich war das noch etwas zu früh und so musste das Enkelkind bei Laune gehalten werden um am Heiligen Abend weder zu bocken, als auffällig zu werden. Nun ja darin war Oma eine geübte. Kinder bei Laune zu halten, ihnen stundenlang zu folgen wenn sie mit ihren Fragen bereits Löcher in Betonwände bohren, dann hilft nur noch eines, Oma Marina.
Bei den Eltern traf man auf eine sichtliche Anspannung und bei mir, wie immer ehrlich, überwog die getrübte Stimmung an diesem Tag. Ja es war heute, oder sagen wir diesmal nicht so meiner. Wie auch? Die eigenen Eltern fehlten und mir wurde sehr bewusst, dass wir nun alles sind. Eltern, Großeltern, Freund, Berater und auch der Trostspender in schweren Zeiten.
Im Radio spielte man einen Weihnachtssong von Bon Jovi. Erinnerungen, oh mein Gott vor 23 Jahren war ich mit meinem damals zwölfjährigen Sohn bei seinem allerersten Konzert und das war eben jener Bon Jovi. Gleich kamen all die Erinnerungen wieder hoch. Die Angst ihn da heil hinein zu bekommen. Die Angst vor dem Rauch der dort verteilt wurde und die Angst vor Marina, da ich wusste, das wird sicher zwei Uhr nachts bis wir wieder nach Hause kommen werden.
Müde war er am nächsten Morgen, als er zur Schule musste, aber er war stolz auf seinen Papa. Er hatte teilhaben dürfen an einem Rockmusiker Leben und war einfach nur glücklich.
Auch ich war damals glücklich, endlich einen Zugang zu meinem Kind zu haben und beschloss diesen nie wieder aufs Spiel zu setzen, für nichts auf der Welt. Am Anfang war es vielleicht eine neue Herausforderung, aber am Ende hielt diese lange an sehr lange. Vielleicht so gar bis heute.
Nun saßen wir alle da und versuchten den Enkel zu bespaßen und ich gab mir alle Mühe mir diese schlechte, oder sagen wir angespannte Stimmung nicht anmerken zu lassen.
Aber doch kam die eine oder andere Träne. Zu groß war der Gedanke in mir verankert, warum meine Mutter, die liebe Uroma ihren Enkel nie hat kennenlernen dürfen, oder gar sollen.
Er hätte ihr gefallen, diese nette Kerlchen, das es schafft alle in den Bann zu ziehen und keinen, nicht mitzunehmen.
Es geht auf Bescherung und wir wollen ihn nicht länger auf die Folter spannen.
Und während er seine vielen kleinen und großen Geschenke auspackt, stehen wir alle um ihn herum. Seine Eltern, wir Großeltern und vom Himmel aus, so hoffe ich, auch seine Ur-Großeltern.
Und plötzlich denke ich so bei mir, wenn der kleine Ben nur einen Bruchteil von der Liebe und Güte seiner Eltern, seiner Großeltern und seiner Urgroßeltern mitbekommen hat, dann, ja dann wäre das am heutigen Heilig Abend wohl sein größtes Geschenk.
Ich, sein Opa, würde es ihm ganz doll wünschen und alles dafür tun, dass irgendwann er, mit seiner Familie liebevoll an seine Ahnen denkt…
Stille Nacht, heilige Nacht…
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Foto/Text JK ©24/12/2016
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