Wir sind nun einmal so. Schon mehr als das halbe Leben damit verbracht Texte auf den Punkt zu bringen. Halt stop, das hört sich jetzt so technisch an wie es in Wirklichkeit nie ist. Es kommt immer aus einer Emotion. Die kann einer Situation, einem Geruch, einer Stimmung der Natur, oder aus sonst einer noch so kleinen Geste erwachsen. Es müssen nicht die großen Momente sein. Kleine berührende Worte, Begebenheiten oder einfach aus der Situation heraus entstehende Emotionen. Wir nehmen alles auf, packen es in Worte und setzen es im Bruchteil von Sekunden zu einem neuen emotionalen Knäul zusammen in dem wir selbst dann aufgehen können.
Es ist immer schwer für mich es glaubhaft zu machen und glauben will man es auch kaum wenn da einer plötzlich an die Tasten rennt um dem Gedankensplitter seinen Sinn zu geben.
Ich denke grade zurück, als wir als Band der 80er am Tisch saßen, zugekifft aber hellwach um Songtexte zu erschaffen. Damals waren wir nur mehr. Heute also hier und jetzt sitze ich allein mit den Erinnerungen und wenn ich den Dampfschiffen durch mein ureigenes Fenster zuschaue, dann sehe ich die Bilder vom Karneval meines Lebens vorbeirauschen.
Es sind schöne Bilder, von Freundschaften, von Liebe, aber auch von Einsamkeiten.
Ich glaube immer noch an jeden Sonnenstrahl der Sonne. Es gibt keine Dämmerung in meinen Gefühlen und so werde ich weiter aufspringen, etwas aufschreiben um etwas auszudrücken und zu bewegen. Wie sang Elton einst „Wie eine Kerze im Wind“ und ich denke genau das ist mein Antrieb, mein Halt und meine Feder wenn es mich übermannt zu schreiben. Aus Angst vielleicht, dass der Wind den Gedanken im nächsten Moment einfach auslöschen könnte.
…und das Herz schreibt immer mit und all die Freunde und Wegbegleiter von einst sitzen plötzlich wieder mit mir am Tisch und der Schleier unseres kreisenden Joints scheint plötzlich den süßlichen Geruch zu hinterlassen, der uns wie damals schon in seinen Bann zu ziehen schien.
„If teardrops were diamonds, I’d be a rich man now“
Ja liebe Freunde, das ist der Nachgeschmack wenn man schreibt wie ich. Man muss umgehen können mit all seinen Tränen die sich beim Schreiben oft emotional lösen. Es ist wie in Miami Beach, mitten im Sommer stehst du am Strand und er fällt über dich her um oft in nur wenigen Minuten wie Nebel in den Himmel zurückzukehren. Und als wäre all das nicht geschehen geht die Sonne weiter. Genau so wie das Leben. Sekunde um Sekunde, Stunde um Stunde, Tag um Tag, jahrein jahraus…
JK
Heute hänge ich mal zwei dieser spontanen „Ergüsse“ von gestern dran. Die erste Geschichte entstand spontan vor Mitternacht und die zweite Geschichte kurz nach Mitternacht. Beide eint eines, die spontane Emotion…
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Foto/Text JK ©20/11/2016
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Der Tag ist fast vorüber, ein wunderschöner Tag und ein Tag der wie das ganze Leben unwiederbringbar geworden ist, wenn der große Zeiger den neuen Tag begrüßt.
Am Abend waren wir natürlich mit der kleinen Familie zusammen. Essen beim Italiener und der kleine Ben spielte durch den gesamten Raum den Spiderman. Seine frühe Art sich auszudrücken und sich trotz all der Gäste die erste große Bühne zu erobern und selbst die Kellner zu verzaubern.
Dein Sohn und sein alter Dad waren wie so oft bei den vergangenen Show-Größen. Längst haben viele von ihnen die Bühne hier auf Erden gegen den Auftritt im Himmel getauscht. Nun lassen wir die letzten Minuten des Tages mit den Bee Gees ausklingen, eine Doku auf Vox spült uns die Erinnerungen frei Haus. All die schönen Erinnerungen. Du singst leise mit und ich lausche dir ganz ruhig und sehr nah während ich über die Worte von Barry nachdenke, die da waren:
„Was haben wir nicht alles versäumt, was haben wir uns alles nie gesagt obwohl wir es hätten tun sollen…
-oder vielleicht sogar müssen. Heute bin ich allein und es ist zu schwer damit klar zu kommen, es nicht bei Lebzeiten getan zu haben.“
Mir fällt dabei die Diskussion der letzten Tage und Wochen ein und ich denke darüber nach und doch sehe ich keinen Weg dich damit zu beschenken. Hätte mein Einfluss gereicht, ich hätte alles dafür gegeben dir zum 60sten dieses Geschenk zu machen.
Aber es scheiterte (wie so oft) am Meer der Sturköpfe, die ihre eigenen Wahrheiten selber schreiben…
Was am Ende bleibt ist ein Versprechen, ein einzigartiges, von tiefstem Herzen kommendes Versprechen, dich bis ans Ende zu begleiten und nie den Fehler zu begehen dir, den Fool on the Hill zu geben, jenen Narren der zwar weiß dass die Sonne untergeht aber nie sehen konnte wie schön dieser Augenblick wirklich ist und wie der Moment unsere Seelen erwärmt und uns mit Liebe beschenkt…
Einer von vielen schönen Tagen mit dir neigt sich dem Ende, viele Menschen haben die Gelegenheit ergriffen und dir heute Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt. Andere müssen später einmal wie heute Barry Gibb darüber nachdenken warum sie nicht da waren, als sie es noch gekonnt hätten…
Danke, dass es dich gibt Dein Jürgen
JK
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Die 2
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NACHTGEDACHT…
Es gibt Momente im Leben, da wagen wir Menschen ganz laute Gedanken.
Meist sind es Übergänge, Zeiten des Umbruchs, Abschiede, die uns fragen lassen:
Wer bin ich eigentlich, wo stehe ich, wo ist mein Platz im großen Ganzen und habe ich alles richtig gemacht.
Nun vielleicht sind es grade unsere „Sechziger“ und vielleicht auch der Effekt, dass unsere Telefonbücher immer mehr zusammengestrichen und somit dünner werden.
Oder aber der zehnte Jahrestag von Mutters Tod der mit dem ersten des Vaters exakt zusammentrifft. Ich weiß noch wie wir in Mutters letzter Stunde am Bett im Krankenhaus ihr Lied sangen. Leise Töne gemischt mit Tränen und verzerrte Gesichter durchdrangen leise den Raum. Jeder war bedacht sich gefälligst die Trauer, wohl wissend dass der Abschied naht, nicht anmerken zu lassen.
Natürlich ging das in die Hose und natürlich bekam sie das schon nicht mehr wirklich mit. Es war eine eisige Stille nur durchdrungen von einer Melodie, die ihr noch einmal sagen sollte, die Zeit mit dir war schön. Sie war es die dank ihres Sohnes noch eine Tochter dazu bekam. Nicht mehr und nicht weniger und doch war es für sie auch dank ihres Enkels die Erfüllung des Lebens, ihres Lebens.
Auch wenn das vielleicht jetzt nicht das ganze Bild erfasst, nicht zeigt, wohin die eigene Reise einmal geht, stehen bleiben ging nie mit einem wie mir. Da war schon nach kurzer Zeit der Trauer, des tiefen Abtauchen in die Leiden der eigenen Seele dieser Funke, der mich am Leben erhält, der meinen Traum nährt, der dem Glauben an mich selber Stärke gibt.
Heute denke ich, oder sagen wir mal ich bilde mir ein zu wissen, wo das fehlt, dort wo dieser Funke verglüht, da erlischt auch all der Lebenswille.
Und so bin ich wie immer auf dem Weg durch die Ewigkeit:
Meine Ewigkeit, die einzig angetrieben wird von der Liebe zu den Menschen und meinem Willen zu leben.
Das bedeutet nicht, dass ich unsterblich bin. Es klingt vermessen, aber es gibt eben Menschenleben, die verglühen, wie ein Funken im Feuer, und diejenigen, die bleiben weil sie es unendlich wollen. Die meisten meinen, dass sie eine Mission zu erfüllen haben und das macht sie stark und scheinbar springen sie dem Tod von der Schippe.
Die Geschichte scheint meiner Idee nicht immer recht zu geben. Andererseits, es gibt diese Momente auch im Leben der normalen Sterblichen, in denen sie sich nichts mehr wünschen als eben dieses „Nicht-enden-wollen“. Was kann also so falsch daran sein? Die Liebe will Ewigkeit, auch wenn die Erfahrung immer wieder dagegen spricht. Nichts ist berechenbar, vor allem nicht Leben.
Wir wünschen uns Liebe, die nicht endet und Leben, das nicht bedroht ist durch den Tod. Beides gibt es nicht für uns auf dieser Erde. Wenn da nicht die Ewigkeit wäre und der, der die Zeit in Händen hielte, dann bestünde vielleicht doch Hoffnung auf eine Art Unsterblichkeit.
Und wer weiß es wirklich, ob da am Ende vielleicht doch Einer ist, der zu uns sagt:
„Ich bewahre die Erinnerung für Dich eine Weile auf,
geh nur kurz, aber sage nicht auf Wiedersehen,
lass einfach den Abschiedsgruß weg
denn ich weiß wie sehr du mich liebst…“
Foto/Text JK ©20/11/2016
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