Zeit für Koninuität…

Kontinuität, bezeichnet den gleichmäßigen Fortgang.Damals, 2009, habe ich kurzfristig beschlossen für ein Jahr nach Berlin/Kreuzberg zu gehen, quasi zurück zu den Wurzeln. Dorthin wo ich einst aufgewachsen, gelebt, geliebt, manchmal gelitten aber auch so oft triumphiert habe. Hier traf ich Rio Reiser, Karl Dall, Reinhard Mey und Ullrich Roski. Hier fing ich an zu lieben, hatte meine ersten Erfahrungen mit den Mädels und die ersten Flugzeuge im Bauch. Hätte manches von damals nicht diese Kontinuität bewiesen, wo wäre heute wohl Marina geblieben?

Heute morgen musste ich an einen unserer Kurztrips denken und gleichzeitig auch an Ulrich Roski. Der sang einst:

Wenn ich mich morgens in meinen vier Wänden umschau‘

Seh‘ ich alles versinkt in schmucklosem Grau

Die Bretter sind schief und die Kabel hängen schlapp

Und auch die Tapeten geh’n an allen Ecken ab

Die Wollmäuse tummeln sich auf dem Parkett

So geht’s nicht weiter, hier sieht’s aus wie bei Lehmanns unterm Bett.

Nun ja, bei mir natürlich nicht, nein, es ist eher eine Metapher. Es steht bei meiner Morgenüberlegung auch für Kontinuität. In dem gemeinsamen Urlaub, haben wir damals mit 25 Freunden am Tisch gesessen und ausgelassen gefeiert. Geblieben sind 4 und eine Todkranke. der Rest hat sich nicht etwa auseinandergelebt, nein er hat sich auseinander gestritten.
Und da fällt mir wieder Ulrich Roski ein:
Ich hab mich noch mal in den vier Wänden umgeschaut

Und bestürzt gedacht, nun ist alles versaut

Kein Wasser, keine Scheiben, kein leimfreies Buch

Das Beste ist, wenn ich ’ne neue Wohnung such‘

Es kann ruhig eine sein in einem älteren Haus

Kleine Schönheitsreparaturen führ‘ ich gerne selber aus

Und wenn es sein muss, fang‘ ich gleich morgen an

Do it yourself, selbst ist der Mann…

 
Ja ein neues Haus suchen und von vorne anfangen, das steht jedem frei. Aber auch der Ausstieg aus der Kontinuität birgt Gefahren. Wann ist er da, der rechte Zeitpunkt. Wann zieht man um und hat man genug aufgeräumt, oder entpuppt sich vom Rest vielleicht auch noch das eine oder andere Stück, welches man besser da gelassen hätte.
Nun Marina und ich haben das für uns schon entschieden. Wir haben den großen Vorteil, offen und ohne Schnörkel über die Dinge zu reden. So „streiten“ wir nur über das Wo, nicht aber über das Wann. Auch das passt mal wieder zu uns. Zwei die durch die Kontinuität gegangen sind und die sich bei orkanartigem Wetter mehr und bei lauer Sommernacht weniger aneinander geklammert haben. Zwei die fast immer wussten wenn es Zeit ist die eigene Beziehung mal wieder in den Fokus zu stellen und die vielen Unkenrufen zum Trotz, Kontinuität zur Wahrhaftigkeit erhoben haben.
Wir haben nicht viele aber doch einige mit hinüber ins jetzt und heute genommen. Diese haben verstanden, dass das Leben nicht mit der Brechstange und lautem Getöse zu bewältigen ist, sondern mit Liebe, Rücksicht und Achtsamkeit. Die haben begriffen, dass ein fester Wille kein Alleinstellungsmerkmal ist, sondern einzig eine zu respektierende Bekundung darstellt. Die haben begriffen, dass die leisen Stunden im Leben oft die wertvollsten sind.

Kontinuität ist somit ein Prozess, der die Vergangenheit mit der Zukunft in einer sich ständig erneuernden Gegenwart verbindet. Somit ist es genau diese Gegenwart, die jetzt und hier über die Bedeutsamkeit von Vergangenheit und Zukunft entscheidet…
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Foto/Text JK ©24/08/2016

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