Hat sich da nicht was verändert…?!

Lange Zeit war ich ein Befürworter der These, ja es hat, doch mittlerweile wachsen auch bei mir akute Zweifel. Immer schon den Menschen nahe, hat sich meine Nähe natürlich heute noch mal multipliziert. Allein durch die neuen digitalen Möglichkeiten, die uns sekundengenau den Takt blasen, sind wir viel angreifbarer geworden. Wir sehen uns oft gezwungen sofort auf Dinge zu reagieren, auf die wir vorher nur mit einer gewissen Verzögerung haben reagieren können und oft war es dann genau diese kleine Verzögerung die dazu geführt hat erst einmal den Kopf einzuschalten und gemäßigt auf die Dinge zu reagieren.Wir sind heute mehr und mehr getriebene der Angst, der Medien, der digitalen Helfer. Auch die Nutzung der Netzwerke schwächt unsere Stellung in einer sozialen Grundordnung. Wir fühlen uns, obwohl doch suggeriert wird „unter Freunden“ zu sein, plötzlich ausgegrenzt, alleine, einsam und falsch verstanden. Früher kam es zu solchen Konflikten natürlich auch schon. Nur kamen diese über einen längeren Zeitraum, wir konnten uns damit arrangieren, bauten eigene Gegenstrategien auf und konnten uns so besser vor den Auswirkungen schützen.

Die Phänomene einer Zeit sind immer weitreichend spürbar. Aber seit der digitalen Revolution erreichen sie uns in einer nie gekannten Geschwindigkeit. Seit etwa zwei Jahren kommt noch ein europapolitisches Ereignis hinzu. Der Streit über das WIE in einem gemeinsamen Europa. Hatte man bei der Bankenrettung noch genug eigene politische Energie, standen plötzlich bei den Griechen immer mehr Volksstimmen auf und bereits hier gab es zwischen Pro & Kontra wenig.

Als dann die Flüchtlingskrise, wie wir sie gerne nennen, anfing über Europa zu kippen, nahmen die Dinge einfach nur weiter ihren galoppierenden Lauf.

Rücksichtslosigkeit, Egomanie und Hass lassen sich zunehmend in den verschiedensten Lebensbereichen unserer Gesellschaft ausmachen. Begleitet von einer neuen Qualität der Gewaltbereitschaft und dem scheinbar totalen Mangel an Empathie.
Aber ist das denn wirklich so neu?

Sind da plötzlich neue Spielregeln in unserer Gesellschaft?

Ist das ein Umbruch in der Gesellschaft der uns bekannt sein sollte?
Nun ich will mal ein kleines Beispiel aufzeigen:

Immer wieder lese ich im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle einen Satz in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Blogs:
„Es ist schon krass,

wenn man nicht einmal seine Meinung lautstark äußern darf,

ohne gleich in eine braunen Ecke gedrückt zu werden“
Dieser Satz liebe Freunde und Leser, ist so alt wie die Welt. Es hat diese Sätze bereits im letzten Jahrhundert, einem schlimmen Jahrhundert gegeben. Einzig die Wortwahl verzichtete damals mangels Vorhandensein auf Stilblüten unserer Tage. Aber tauschen wir das Wort „krass“ aus meinem kleinen Beispiel, nur dieses eine kleine Wort, dann könnten wir diesen Satz unterzeichnen mit Joseph Goebbels Reichspropagandaleiter.
Natürlich sind das meine Beobachtungen, aber vermutlich können viele Menschen aus ihrem Leben anekdotisch weitere Belege für eine Verrohung beitragen.

So scheint dieser Blick am Ende auch etwas einseitig zu sein, denn das alles mag ja existieren, steht aber neben einem bewundernswerten und freiwilligen Einsatz vieler Menschen für die Integration von Flüchtlingen, Kranken, alten Menschen, Kindern und vielen anderen Gruppen der Gesellschaft, die als störend empfunden werden, oder durch das Raster des „Normalen“ fallen.
Ein ruhiges Gespräch oder eine Diskussion zu führen ist heute schwierig. Das entbindet jedoch niemanden von der Aufgabe, sich der Frage zu stellen, welche politische Kultur wir wollen. Hassmails, Kommentare, sind zunehmend menschenverachtend, bedrohlich und abgesehen davon, oftmals in hohem Maße entlarvend was die Schreiber betrifft. Gerade im Internet greift ein besorgniserregender Ton um sich und dieser Verrohung ist in der Tat klar und deutlich entgegen zu treten. Sonst ist die Demokratie die bei aller Verbesserungswürdigkeit immer noch das beste System darstellt, das bisher von unseren Vätern entwickelt wurde ernsthaft gefährdet und das schadet am Ende allen, auch denen, die jetzt ihrem Haß freien Lauf lassen können….
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Foto/Text JK ©20/05/2016

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