Hinter selbst erbauten Mauern
Hat der Hassknecht sein Zuhaus
Tag für Tag sieht man ihn lauern
Bringt den Hass auch dir frei Haus
Der Unrat quillt aus allen Tonnen
Durch alle Fenster dröhnt ihre Musik
Die Jahre sind wohl zu schnell verronnen
Wo man selbst Flüchtling war für ein Stück vom Glück.
JK
Wenn ich diese selbsterhobenen Messiasse Stoiber, Seehofer und Söder sehe, wird mir jedes Mal speiübel. Sie tragen nämlich gut dazu bei, dass der Hass ins Deutsche Wohnzimmer wieder Einzug hält. Genauso sind es allerdings auch die große Schar der Unwissenden, welche ihr gefährliches Halb bis Unwissen in das eh schon verunsicherte Volk tragen.
Als 89 Genscher seinen großen Auftritt hatte, von dem wir nur noch die letzten Worte „…dass heute ihre Ausreise beschlossen“ hören konnten, weil der Jubel alles andere erschlug hatten die Menschen Tränen in den Augen. Der damalige Bürgermeister West-Berlins Momper sagte damals als die Mauer fiel „Heute ist der glücklichste Tag der Welt“.
War er das denn wirklich?
Kurz bevor die Mauer fiel wurde die Situation in der Erstaufnahmestelle in Berlin/Marienfelde zur Geduldsprobe. Hunderte West-Berliner beschwerten sich über die Zustände. Von die pissen in unsere Vorgärten über Frauen lasst euch nicht vergewaltigen, bis zu wer schützt unser Eigentum, war alles dabei und zog emsig Kreise. Was habe ich denen Dresche angedroht wenn sie ihren Unfug weiterverbreiten. Nicht müde werdend habe ich jede Diskussion auf mich genommen und die flüchtenden Ossis verteidigt…
Man stelle sich doch bitte einmal vor, wir West-Berliner hätten die ankommenden Busse mit Sprechchören empfangen. Lautstark und mit aggressivem Blick hätten wir auf den Bus eingeschrienen in einer Sprache die keiner wirklich versteht. Wie ein pöbelnder aufgebrachter Mob, der nur darauf wartet Zuschlägen zu können. Nehmen wir einmal an, dass unsere kleinen Kinder und einige junge Frauen im Bus die Situation nervlich nicht mehr ertragen und in Weinkrämpfe ausbrechen. Nehmen wir weiter an, dass aus Angst niemand den Bus verlassen will und Uniformierte in abscheulicher Brutalität den Bus räumen, was ja generell richtig wäre um Sicherheit zu gewährleisten. Nehmen wir einmal an, wir würden unter dem Eindruck dieser Szenen nach Hause fahren und auf dem Heimweg an einem brennenden Hotel vorbeifahren. Nehmen wir mal an wir würden aussteigen und dort zusehen und in den Jubel der bereits anwesenden einstimmen um am Ende gemeinsam „wir wollen keine Asylantenschweine“ zu skandieren.
Nehmen wir mal an, es hätte 1989 nie gegeben.
Wie viel ärmer wäre diese Welt wohl heute und wo wäre der Mob, der auf unseren Straßen tobt.
Nehmen wir mal an wir wären unsere Großeltern, nehmen wir mal an hinter uns würden die Bomben einschlagen. Versetzen wir uns einmal in die Lage, die mir mein Vater erzählt hat, wie er als 12 jähriger Bub über ein Feld rannte und über ihm plötzlich zwei Kampfflugzeuge Furchen in den Ackerboden schossen. Nehmen wir mal an, wir hätten einen Retter, der uns da rausholt aus all dem Kriegstreiben, der uns Ruhe gibt, der uns in Aussicht stellt in ein friedliches Fleckchen Welt zu reisen. Nehmen wir einmal an, wir wären der kleine, traumatisierte Junge. Versetzen wir uns für einen kurzen Moment einmal hinein und lauschen einmal hinein in den aufgebrachten Mob der uns in unserem Bus an dem angeblich friedlichen Ort empfängt.
Wer sich das alles nur anschaut und nichts tut ist aus meiner Sicht schuldig zu sprechen.
Man soll Geschichte nicht vergleichen, aber man kann mahnend erinnern, dass 1945 auch keiner was gewusst haben wollte obwohl man dabeistand und sei es zum Zusehen!
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Foto/Text JK ©26/02/2016
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