Ich glaube, dass wenn der Tod unsere Augen schließt, wir in einem Lichte stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur Schatten ist. Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Das einzig wichtige im Leben sind Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir Abschied nehmen.
Das waren in umgekehrter Reihenfolge, die Herren Albert Schweizer, Jean Paul und Arthur Schopenhauer…
Sterben ist scheisse. Das war von mir…
Damit ist von mir jedoch keines Wegs nur das eigene gemeint, denn darüber können sich die meisten von uns ja dann zum Glück eh kein Bild mehr machen. Nein ich meinte mehr das im Drumherum und bitte nicht falsch verstehen, ich spreche hier niemanden persönlich an. Es kann einen eben runter ziehen wenn überall gestorben wird.
Und so ist es, wie alle Jahre zu Weihnachten wieder, nun kommt die Sterbezeit.
Mich bringt das jedesmal an Grenzen und ich bin oft auch Mittelpunkt der Trauer gewesen. Man vertraute mir einfach, der richtige für diese Verarbeitung zu sein. Gegipfelt ist das einmal in Berlin.
Es war weit nach Mitternacht, als eine gute Freundin von mir, wir sind exakt am selben Tag in Berlin geboren, nach Genuss von 2 Flaschen Rotwein, die Todesnacht ihres Gatten, meines Freundes, in den Originalräumen des gemeinsamen Hauses noch einmal nachspielte. Er starb sehr früh an Krebs und die Metastasen haben ihn zum Schluss wohl sehr schmerzhaft zerfressen.
Plötzlich rannte sie durch ihr Haus, schrie wie vor Jahren als er starb, die selben Dialoge nochmal heraus und steigerte sich wie in Trance, in ihr persönlich erlebtes Drama. Ich sehe sie heute noch vor mir auf und ab rennen, höre ihre die Nacht durchdringende Stimme, die damals sicher halb Lichtenrade /Berlin geweckt hat. Ich erinnere noch, dass ich kurz davor war mein Weinglas auf Grund der Anspannung zu zerquetschen.
Die Schauer laufen mir heute noch über den Rücken und ich saß glaube ich so lange bescheuert auf der Treppe zwischen Küche und Schlafzimmer fest, bis sie energisch, immer noch aufgeheizt und tränenüberflutet zu mir sagte, komm mit und nimm mich jetzt bitte einfach in den Arm.
Da waren wir Zwei mitten in der Nacht in unserer Stammkneipe in Berlin aufgesprungen und schutzsuchend vor der Meute mit dem Taxi zu ihr gefahren, um tatsächlich erst drei Tage später am gleichen Ort wieder aufzutauchen.
Natürlich haben wir nicht drei Tage und drei Nächte über den Tod gesprochen, sondern eher über den Zufall, der uns nach etwa zwanzig Jahren wieder zusammen geführt hat. Keiner wusste nämlich, dass wir zur gleichen Veranstaltung eingeladen waren. Da gab es natürlich vieles was, über all die vergangenen Jahre verteilt, nachzuholen war!
Nein der Tod ist einer mit dem ich auf Kriegsfuss bin und daher klammere ich ihn wo ich kann einfach gerne aus. Das ist keine Feigheit, wie die Geschichte mit meiner Freundin wohl eindringlich beweist. Nein es ist eher ein von mir schupsen und mal nicht in der ersten Reihe hier schreien.
Wobei ich mich letztens auch sehr wundern musste, als ein Freund mir sagte, sterben war früher irgendwie gemütlicher!
…Was, häää, dachte ich???
Na ja, man saß immer noch gemütlich im Kaffee und hat das letzte Fell versoffen!
Ach, na ja, das ist ja auch eine Sichtweise, auf die ich persönlich gerne verzichten kann.
Aber ok, jeder wie er muss, oder meint zu müssen.
Zu meinem eigenen Ableben habe ich im Übrigen noch gar keinen Bezug.
Obwohl knapp dran vorbei geschabt hege ich keinen Gedanken daran.
…Ausser vielleicht den, vorher noch mal einigen Menschen so richtig die Meinung zu sagen.
Na ich bin mir sicher, wenn´s soweit ist, wird´s sicher knapp mit der verbleibenden Zeit und ich sag mal frei nach WoWi:
„Und das ist auch gut so“, denn gestorben wird später!